P … platte Platte ?
Themenbereich:
Sitzen, Hören und Tragen
… Stichworte: Hören und gehört werden
Bei Gesprächen in größerer Runde sollte man die Stimme eines Nachbarn hören können
und die eigene Stimme auch, z.B. bei Konferenzen … oder z.B. in einem
Seminar … vielleicht auch in der Kneipe …
Da hatten wir doch in dem Gymnasium, wo der Ideenbrüter als Lehrer tätig war, ein
Problem: Weil wir mehr Schulklassen einrichten mussten, als nach dem Raumplan
vom Architekten als funktionsgerechte Klassenräume gebaut worden waren, wurde
eine Schulklasse in einem Raum untergebracht, der als Werkraum ausgestaltet
war, d.h. mit sogenannten Schallschluckwänden, damit man in ihm nach Herzenslust
hätte hämmern können, also ausgerüstet mit Wandplatten, versehen mit vielen
tiefen Ausbohrungen. Die Schüler, die man dort für längere Zeit einquartiert
hatte, wurden von Monat zu Monat immer stiller, und da damals nicht
Frontalunterricht angesagt war, sondern Gesprächsunterricht, kamen im Wechsel
behelfsweise immer wieder andere Klassengemeinschaften nacheinander in
den „Genuss“ dieses schalltoten Raumes.
Stichwort: Verbesserte Komunikation durch Schalllenkung
Wer seine eigene Stimme weitgehend nur im Inneren seines Kopfes hört, neigt, so
scheint es, auf längere Sicht zum Verstummen. In einer auf Kommunikation
angelegten Gemeinschaft sollte man soetwas bedenken.
Die hier vorzustellende akustische Konzeption, die alles was gehört werden
soll, besser hörbar machen will, hat ihren Sinn. Sie dient nicht zuletzt
dem Wohlbefinden. Sie hat zwei Aspekte:
Man möchte nicht nur
sich selber hören
, sondern auch
den Gesprächsnachbarn in einer Gruppe akustisch verstehen
.
Es geht nachfolgend also um zwei Arten der Schallreflektion. Bei der einen, die
hier zunächst darzustellen ist, geht es darum, einen Anteil des Schalles zum
Sprecher zurück zu senden. Bei der anderen, später zu erörternden, geht es um
das Zuspielen des Schalles, vom Sprecher ausgehend, hin zu einem entfernteren Hörer.
Hier könnte eine spezielle Reflektionsfläche Abhilfe schaffen. Wir können
da u.a. an Großraumbüros als Ziel einer Anwendung denken und stellen uns vor, dass
solche speziell konstruierten akustischen Strukturen zum Wohlbefinden der Mitmenschen
beitragen können. Eine „platte“ Platte, d.h. ebene Platte, insofern sie Schall
reflektiert, wirft diesen nach den Gesetzen der
Physik (Einfallswinkel gleich Ausfallwinkel) vornehmlich in verschiedene Richtungen
querab in den Raum hinein, geht also verloren. Nur ein kleiner Teil des Schalles
läuft zurück in die Ohren des Sprechenden, nämlich genau dann, wenn er zufällig
rechtwinklig auf den Reflektor auftrifft.
Konstruktion 1:
Der Schall geht zurück zum Sprecher. Wir nennen
das den Rückspieler
Wir nehmen einen Würfel = Hexaeder schneiden, wie
gezeigt, eine Ecke ab.
Und wir krempeln diese Ecke mit unserer Vorstellungskraft so
um, dass wir in die Ecke hineinschauen können, wie wir in eine Zimmerecke
hineinblicken können. Manchmal kann es uns passieren, dass es umso schöner
fürs Gemüt ist, wenn es klappt. Man kann diese Ansicht nicht erzwingen. Manchmal
hilft Geduld.
Es folgt hier die Multiplikation dieses Elementes, lückenlos zu einem Verbund, also
dicht bei dicht, in der Ausfertigung z.B. als Einprägung in eine thermoplastisch
formbare Kunststoffplatte.
Übrigens kennen wir dieses Element im Prinzip vom „Katzenauge“ her, bei dem, noch
zusätzlich die optische Totalreflexion an der Grenzfläche vom dichteren hin zum
dünneren Medium sich auswirkt. Und wir kennen ein solches als größeres Einzelelement.
Es dient in der Binnenschifffahrt als Radarreflektor, um Brückenpfeiler wahrnehmbar
zu machen. Auch dort wird das Signal immer zum Sender zurück reflektiert. Ein
solches Element garantiert das. Wie groß die Elemente sein sollten, das müsste
noch ausprobiert werden.
Konstruktion 2:
Der Schall als Zuspieler
Die Fotoskizze zeigt das Prinzip eines
Zuspielers
mit eingebauten
Rückspieler
in Untersicht, also in der Sicht, in der ein Hörer-Sprecher die Sache
wahrnimmt.
Hier, der Zuschnitt, wie man einen solchen Schall-Reflektor
praktisch herstellen kann. Man benötigt dazu eine flexible
Hartfaserplatte, glatte Seite nach unten. Diese wird an ihren vier Ecken
jeweils mit runden Keilformen beschnitten. Die Platte wird dort gebogen und
verklebt. Und die tiefen Hohlecken werden mit runden Scheiben überbrückt.
Der endgültige Entwurf muss noch von einem Designer erarbeitet werden.
Beispiele
Die Skizzen zeigen in einer Ansicht von oben her zwei Formen, die jeweils aus
einem Rotationsellipsoid entwickelt worden sind. Links oben für eine Gruppe
aus 6 Personen, die sich um einen rechteckigen Tisch versammelt haben. Rechts für
eine Gruppe aus 10 Personen, die sich um einen ellipsenförmigen Tisch versammelt haben.
Schon die Antike kannte akustisch funktionierende Hohlräume z.B. das
berühmte
„Ohr des Dionysios“
in Syrakus. Das war einmal ein unterirdischer Steinbruch.
Ob mit Absicht oder aus Versehen war eine richtige Abhöranlage entstanden, mit der
man Kriegsgefangene, ohne dass diese es merkten, belauschen konnte. Im Gartensaal
des Lustschlosses Pommersfelden, im schönen Frankenland ist dergleichen höchst
bewusst angelegt worden. So konnte dann der Fürstbischof seiner speziellen
Lust frönen und die „Quasseltanten bei Hofe“ in den einen Brennpunkt
der Ellipse platzieren und mit Freunden sich im anderen Brennpunkt niedersetzen und
ganz stille sein. Man hat späterhin nach dem gleichen akustischen Prinzip
bei Patienten Nierensteine erfolgreich zertrümmert. Inzwischen hat man aber
schonendere (chemische) Verfahren zur Verfügung.
Das auf der Basis einer solchen geometrischen Anordnung gebaute akustische Element
über einem länglichen Konferenztisch muss wohl nicht ganz präzise verwirklicht werden.
Denn es geht nicht um punktuelle Wirkung.
Wie kommt man zu einer Idee?
Antwort: Der Ideenbrüter erinnert sich an eine Reise nach Syrakus zu dem
„Ohr des Dionysios“
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